Geowissenschaftliche Madeira Exkursion

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Klima und Ökologie Madeiras (2019)

Thema gewählt von Rhiannon Breider

Madeira – die Insel des ewigen Frühlings

Madeira liegt in den Subtropen und ist gekennzeichnet durch ein sehr ausgeglichenes, mildes Klima. Die bergige Topographie der Insel erzeugt verschiedene Mesoklimata: während es im Norden häufiger regnet und meist bewölkt ist, ist es im Süden wärmer und trockener.
So kann es auch vorkommen, dass die Berggipfel von Schnee überlagert werden, während auf Meeresebene sonnige 23°C herrschen oder es regnet im Osten, während im Westen die Sonne scheint. Funchal beispielsweise hat im Vergleich circa doppelt so viele Sonnenstunden als Regionen im Norden und ein trockenes, warmes Klima. Das Wetter auf Madeira ist vorrangig durch den Nordostpassat bestimmt, im Winter jedoch wird es zusätzlich vom Westwindgürtel beeinflusst .

Klima

  • Temperaturspanne: ~ 13-26°C.
  • -1°C pro 100 Höhenmeter
  • Jahreszeiten nicht stark ausgeprägt
  • diverse Mesoklimata je nach Standort
  • im Süden subtropisch warm
  • im Norden bewölkter und niederschlagsreicher

Der Einfluss der Passatwinde

Warme und feuchte Luftmassen der Passatwinde treffen im Norden der Insel auf das Gebirge und steigen auf.
Dabei kondensiert ihre Feuchtigkeit in Form von Nebel oder Wolken, vor allem auf Höhe der Vegetationszone des Lorbeerwaldes und der Übergangszone zum Hochgebirge. Es entsteht ein Nebelniederschlag durch die Vegetation, an der sich das Wasser abscheiden kann. Dieser kann durch das Levada-System abgeleitet und ist somit für die Menschen auf Madeira, zum Beispiel in der Landwirtschaft, nutzbar.

Das Passatwindsystem und die Vegetationszonen auf Madeira (Sziemer, 2000)

Ökologie

Madeira ist sehr weit vom Festland entfernt, um genau zu sein 630 km westlich von Afrika. Durch diese geographische Isolation treten maßgeblich nur drei Faktoren der möglichen Artverbreitung in Kraft. Es besteht und bestand auch die Möglichkeit des aktiven Schwimmens oder Fliegens, um die Insel zu erreichen, allerdings sind diese Faktoren aufgrund ihrer Unwahrscheinlichkeit betreffend der Entfernung zu vernachlässigen.
Viel mehr haben folgende Phänomene eine Rolle gespielt:



Passives Verdriften durch Wind

  • Pflanzensporen
  • Flugsamen
  • Insekten
  • Spinnen
  • Einzeller
  • Landvögel
  • Fledermäuse


Passives Verdriften durch Meeresströmung

  • Tiere auf Treibholz
  • Samen

Passives Verschleppen durch Vögel und Fledermäuse

  • Samen im Darm von Vögeln
  • Klett- / Klebfrüchte
  • Insekten
  • Spinnen
  • Schneckeneier
Helichrysum devium (Strohblume; Korbblütler) , (c) Saxifraga- Jeroen Willemsen

Samen und Sporen die durch den Wind transportiert werden müssen sehr klein und leicht, also flugfähig sein. Diese Eigenschaft bringen zum Beispiel die Samen von Orchideen und die Flugfrüchte von Korbblütlern mit, was dazu geführt hat, dass diese sich gut auf Madeira vergesellschaften und entwickeln konnten.
Gegenüber Insekten, die passiv driften, haben Schmetterlinge, die zwischen passivem Driften und aktivem Flug wechseln können, eine bessere Chance, das Madeira-Archipel zu erreichen.
Auch Vögel wie zum Beispiel Amseln, Buchfinken, Goldhähnchen oder Grasmücke gelangten über den Wind oder durch einen Zufall dorthin und ließen sich nieder.

… Aber auch über das Wasser führte ein Weg. Landtiere, die auf einem Stück Treibholz oder einem Baumstamm schwimmend für eine längere Zeit überleben können sind für diesen prädestiniert. Reptilien, Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, Asseln und Schnecken kommen mit dem langen Ernährungsverzicht und dem salzigen Milieu zurecht und gelangten schließlich auf die Insel. Ein sehr bekanntes Beispiel dafür ist die Madeira Mauereidechse (Teira dugesii). Sie stellt eine endemische Art der makaronesischen Inseln dar, was bedeutet, dass sie nur dort vorkommt. Allerdings ist sie bei Weitem nicht der einzige Endemit auf Madeira, viele der dort vorkommenden Pflanzen und Tiere zeigen endemische Arten und/ oder Unterarten.

Madeira Mauereidechse (Teira dugesii), (Foto: Christian Hummert (Ixitixel))

Das Verschleppen von Samen im Darm von Vögeln und auch das Anheften von Klett-/Klebfrüchten an ihrem Gefieder hat vermutlich einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Vegetation des Lorbeerwaldes gehabt. Von 20 Baumarten des Lorbeerwaldes auf Madeira tragen 16 Arten beerenartige Früchte, von denen sich Vögel ernähren.


Madeira wird auch manchmal als “Blumeninsel im Atlantik” bezeichnet und ist bekannt für Arten wie Strelitzien, Hortensien und vielen anderen, auffällig und hübsch blühenden Arten, welche dort aber gar nicht heimisch sind und dessen Existenz auf dem Einfluss des Menschen wurzelt. Dieser Einfluss bezieht sich auch auf das Vorkommen anderer Lebewesen und Pflanzen, z.B. durch die Haltung von Nutztieren, Landwirtschaft, den Anbau von Obst und Gemüse, Zuckerrohr oder Wein. Für diese Zwecke wurden große Flächen des Lorbeerwaldes gerodet, um dort entsprechende Plantagen zu errichten.



Der Lorbeerwald (Laurissilva)

  • 20% der Inselfläche bzw. 150 km² vom Lorbeerwald bedeckt
  • seit 1999 UNESCO Weltkulturerebe
  • zw. 700-1200 m auf der Südseite und 400-1300 m auf der Nordseite (dort, wo sich Wolken & Nebel befinden)
  • feucht, bedingt durch Nebelniederschlag
  • immergrün
  • spielt entscheidende Rolle für die Wasserversorgung der Bevölkerung und der Vegetation auf den Hängen der Südseite:
    Nebelniederschlag wird aufgefangen, das Wasser über das Levada-System dorthin überführt, wo es gebraucht wird (z.B. in der Landwirtschaft)

    (Foto: Magmer)

Charakteristische Arten

Lorbeerwald auf der Nordseite
© Günter Seggebäing
  • Azoren & Kanaren-Lorbeer (Laurus azorica)
  • Kanaren Stechpalme (Ilex canariensis)
  • Barbusano (Appollonias barbujana)
  • Indische Persea, Madeira-Mahagoni, Madeira-Lorbeer (Persea indica)
  • Til, Stinklorbeer, Stinkholz (Ocotea foetens)
  • Gagelbaum (Myrica faya)
  • Maiblumenbaum (Clethra arborea)
  • Besenheide, Rutenheide (Erica scoparia)
  • Baumheide (Erica arborea)
  • Maderira-Heidelbeere (Vaccinium padifolium)
  • Hohe Picconie (Picconia excelsea)
  • Kanaren-Weide (Salix canariensis)
  • Unterwuchs geprägt durch Farne und Moose



Der Heidewald

Eine dicht von Baum- und Besenheide (Anm.:es gibt eine endemische Unterart) besiedelte Fläche am oberen Ende des Lorbeerwaldes stellt die Übergangszone zum Hochgebirge dar: der Heidewald. Auch die Madeira-Heidelbeere, der Kanaren-Lorbeer und Til (Stinklorbeer) finden sich an manchen Stellen. Alle im Heidewald vorkommenden Arten kommen ebenso im Lorbeerwald vor, allerdings wachsen sie im Heidewald nur bis zu vier Metern in die Höhe.

Endemische Arten der Vegetationszonen

793 höhere Pflanzen sind ursprünglich auf Madeira heimisch, davon sind 118 Endemiten und 69 weitere endemisch für die makaronesischen Inseln. 546 weitere Pflanzenarten wurden durch den Menschen angesiedelt.
Auch unter den ~3300 Tierarten finden sich rund 900 endemische Arten, vor allem Reptilien, Schnecken, Insekten und Käfer, Vögeln und Schmetterlingen.
Die Endemiten sind besonders interessant, da sie sehr gut an den Lebensraum angepasst sind und nur dort vorkommen.




Die Küstenzone

  • geprägt durch anthropogenen Einfluss
  • niedrige Sträucher, Kräuter
  • Sukkulenten

Die Übergangszone von Küste zu Lorbeerwald

Viele Arten sind für die Kanaren, Azoren, Madeira und die Capverden, also für die makaronesischen Inseln, endemisch und kommen auf all diesen Inseln vor. Diese Tatsache ist auf ihre gemeinsame geographische Lage im Zentral-Atlantik und den vulkanischen Ursprung zurückzuführen, ähnliche Bedingungen schaffen ähnliche Lebensräume und Vergesellschaftungen.

..so auch der Barbusanos.
Der Kanaren-Lorbeer, manchmal auch Azoren-Lorbeer genannt kommt sogar noch auf Marokko vor.

Der Lorbeerwald …

… beinhaltet ein sehr diverses Ökosystem. Neben den charakteristischen Arten (oben genannt) gibt es an manchen Orten auch einige endemische Blütepflanzen und allseits eine Vielzahl endemischer Tierarten. Eine kleine Auswahl an Impressionen der Flora und Fauna dieses besonderen Standorts:

Der Heidewald und das Hochgebirge

Besonders stolz sind die Madeiristen auf den Madeira-Natternkopf (Echium candicans). Er kommt nur auf Madeira vor, am ausgeprägtesten in der Übergangszone von Lorbeerwald zu Hochgebirge.
Dort ist im Allgemeinen eine Vielzahl Baum- und Besenheiden anzutreffen, ergänzt durch hohe Sträuche der Madeira-Heidelbeere (Vaccinium padifolium), Zedern-Wacholder (Juniperius cedrus), der besonders gut angepasstem Madeira Glockenheide (Erica maderensis) und seltener der Eibe (Taxus baccata), dem Madeira-Augentrost (Odontites hollianus) und dem Madeira-Veilchen (Viola paradoxa).

Quellenverzeichnis
  • https://www.wetterkontor.de/de/klima/klima2.asp?land=pt&stat=08522
  • http://www.madeira.climatemps.com
  • Baez, M. (1993): Origins and affinities of the fauna of madeira
  • Bischoff, Wolfgang; Osenegg, Kirsten & Mayer, Werner (1998): Untersuchungen zur subspezifischen Gliederung der Madeira-Mauereidechse, Podcaris dugesii
  • Sziemer, Peter (2000): Eine kurze Naturgeschichte Madeiras
    Bilder
  • Helichrysum devium (Strohblume; Korbblütler) , (c) Saxifraga- Jeroen Willemsen
  • Madeira Mauereidechse (Teira dugesii), Christian Hummert (Ixitixel) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]
  • Lorbeerwald, Magmer – Eigenes Werk https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11591228
  • Lorbeerwald auf der Nordseite, © Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40606003
  • Euphorbia piscatoria (Fischfang-Wilfsmilch), Consultaplantas [CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
  • Aeonium glutinosum (Kleb-Aeonium), Krzysztof Ziarnek, Kenraiz [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
  • Aeonium glandulosum (Drüsen-Aeonium), Aroche [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
  • Sonchus fruticosus (Strauch-Gänsedistel), Patrice78500 [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
  • Barbusanos (Apollonia barbujana), James Steakley – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14778026
  • Laurus azorica (Kanaren-Lorbeer), Ixitixel – selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3826347
  • Columba trocaz (Silberhalstaube, Madeirataube), John Gerrard Keulemans (1842-1912) in Dresser, H. E. (1871-1881) A History of the Birds of Europe, including all the species inhabiting the Western Palaearctic Region, volume 7 p.3, pl 461.Dresser’s dates are 1838-1915 – A History of the Birds of Europe, including all the species inhabiting the Western Palaearctic Region. Volume 7. pl. 461., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11139064
  • Vaccinium padifolium (Madeira-Heidelbeere), kurz vor Abfallen der Blätter, Omar Hoftun [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
  • Salix canariensis (Kanaren-Weide), Beneharo Hdez. – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19343454
  • Geranium Maderense (Madeira- Storchschnabel), Hedwig Storch – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3812536
  • Euphorbia mellifera (Honig-Wolfsmilch), H.-U. Küenle – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25513915
  • Echium candicans (Madeira-Natternkopf), Jean-Pol GRANDMONT CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=993817
  • Echium candicans (Madeira-Natternkopf), Bjørn Christian Tørrissen – Own work by uploader, http://bjornfree.com/galleries.html, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27726849
  • Echium candicans (Madeira-Natternkopf), Almerides – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71314587
  • Erica maderensis (Madeira-Glockenheide), Thomas Dellinger Frthde – Obra do próprio, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54758199